ALBUMS

Alli Neumann kommt mit einem musikalischen Blockbuster zurück – mit sich selbst in der Hauptrolle. Und wie es sich für einen Blockbuster gehört, fühlt sich auf ihrem Album „Primetime“ alles noch intensiver an als das Leben selbst. In direkter, emotionaler Sprache destilliert die Musikerin in 12 Songs, was sie beschäftigt, sie trägt, ihr Leben ausmacht. Und tatsächlich ist das Album, so zugewandt und lebensnah, dass es einem viel Fläche für Identifikation gibt. Primetime eben.
 
Alli Neumann hat sich gehäutet. Wie eine Zwiebel oder ein Reptil - oder eben eine junge Frau, die sich von all den klischierten Bildern befreit hat, die andere von ihr geschrieben haben. Aber Alli wäre nicht sie, wenn sie ihre Emanzipation nicht tanzend begangen hätte. So rüttelt sie mit dem Debütalbum Madonna Whore Komplex auf ganz eigene Weise am Status Quo.

Zwei Jahre hat die Arbeit am Album über Sexismus, Identität, Integrität und die Reise zum eigenen Label JAGA Entertainment gedauert. Bei der Entstehung spürte die Musikerin ganz intensiv dem Gefühl emotionaler Unabhängigkeit nach. Denn Allis Geduld ist vorbei, „bin für Revolution“. In den 12 aussagestarken Songs entlarvt sie, spricht an, setzt eigene Grenzen. 

So viel geschrieben wie noch nie, konnte sich die Alli Neumann-Essenz mit Raum und Zeit formieren. Raus kam das facettenreiche Album, voll Country, Funk, Blues und vielen Gitarren – klassische Bandbesetzung plus gekonnte Spielereien mit Sounds und Treatments. Genau was ihren lyrischen (und realen) Abschied zu allen Nein-Sager*innen, Zweifler*innen und denen, die Existenzen, Können, Wissen, Selbstbestimmung absprechen, wundersam begleitet. Bye Bye und Hallo zur neuen Welt.

Allis Songs gehen ins Eingemachte und versprühen gute Vibes samt Leichtigkeit und Witz. Die Musikerin stagniert nicht. Energie geladen, voll wütender Lust, sich selbstermächtigt als wertvoll und wichtig zu labeln, singt sie auf Madonna Whore Komplex für alle, die (auch) am elendigen System leiden.